Stille Nacht, helle Nacht? Um den Schlaf gebracht? (Aufnahme: Photowerk.com)
Stimmungsvoll strahlt und funkelt es nun wieder überall. Die Weihnachtsbeleuchtung und der Lichterglanz stimmen uns auf die gemütliche Jahreszeit ein und lassen den Übergang vom Herbst in die dunkle Jahreszeit sanfter erscheinen. Doch die Lichtparade hat auch Schattenseiten!
Weihnachten – wohlige Wärme, helles Licht, brutzelnde Braten. Ein Fest voller Energie. Doch wo kommt sie her?
Tipp – so wird die Gans ganz gar!
Braten bruzzeln braucht bisschen: Das Garen bei 80° C braucht zwar länger – verbraucht aber bis zu 11 % weniger Strom als bei hohen Temperaturen mit kurzen Garzeiten …!
… und es wurde Licht:
Gemäß der christlichen Überlieferung erschien vor über 2.000 Jahren den Weisen aus dem Morgenland ein Stern, der Stern von Betlehem.
-> was war der Stern von Betlehem? Erfahren sie mehr …
Sie folgten ihm und fanden den Messias, das „Licht der Welt“ – die Geburtsstunde von Weihnachten. Tausende Jahre später geht den Deutschen dank der Elektrifizierung nicht nur ein Licht auf: Alle Jahre wie der und jedes Jahr mehr lässt die Weihnachtsbeleuchtung Städte, Orte, ganze Straßenzüge und Gebäude erstrahlen. Viele Menschen sagen dem Winterblues Adieu und schmücken zunehmend ihr Zuhause, dekorieren mit meterlangen Leuchtgirlanden und lassen bunte Figuren in den Fenstern blinken. In Vorgärten und an Häusern finden sich beleuchtete Tannenbäume sowie erleuchtete Nikoläuse samt Rentiere und Schlitten. Aus der dunklen wird eine helle Jahreszeit. Ein wahres Weihnachtsfeuerwerk leuchtet lichterloh.
Weihnachten erhöht den Stromverbrauch
Bemerkbar machen sich die Lichtfestspiele im Stromverbrauch: Er steigt in der Adventszeit enorm an. Allein in Bayern entsteht in der „stad’n“ Jahreszeit zwischen 17 und 22 Uhr ein Leistungsmehrbedarf von 250.000 Kilowatt, das entspricht einem mittleren Kraftwerk. Das Heidelberger Institut für Energiedienstleistung (IfEd) schätzt, dass auf diese Art und Weise alle Jahre wieder in Deutschland 409 Millionen Kilowattstunden in private Weihnachtsdekoration fließen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 140.000 Haushalten und etwa 77 Millionen Euro. Wenn es um die festliche Ausschmückung des Hauses geht, stecken die Deutschen nicht zurück und lassen sich das Lichterglanzspektakel durchaus etwas kosten. Mit den USA kann Deutschland in puncto Lichterketten-Verbrauch trotzdem noch lange nicht mithalten. Die Amerikaner seien so begeistert von den bunten Lichtern, dass zu Weihnachten in einigen Orten der Strom knapp werde, so das IfEdInstitut. Doch nicht nur das Licht treibt den Stromverbrauch in die Höhe, auch der Fernseher ist länger angeschaltet als sonst. Das beliebte Plätzchenbacken, Teekochen und wohlige Wärme für die Wohnung tragen ebenfalls zu erhöhtem Verbrauch bei. Und dann wäre da noch der Weihnachtsbraten …
Stromspitzenlast durch Gänsebraten
Er hat Tradition und aus den deutschen Haushalten nicht mehr wegzudenken – der Weihnachtsbraten am ersten Feiertag. Doch das brutzelnde Federvieh braucht Strom, sehr viel Strom sogar! Am ersten Weihnachtstag verbrauchen die deutschen Haushalte rund ein Drittel mehr Strom als sonst. Ab acht Uhr morgens beginnt das große Brutzeln, gegen Mittag wird die Stromverbrauchsspitze erreicht. In den Netzleitstellen der Übertragungsnetzbetreiber kennt man das Phänomen schon seit Jahrzehnten, nennt es lie bevoll die „GänsebratenSpitze“. Man kann den markanten Mehrverbrauch sogar sichtbar machen: Die Lastkurve steigt enorm an bis zur Mittagszeit, um mehrere hundert Megawatt mehr als an üblichen Tagen. In Bayern schlägt das Festessen mit einer zusätzlichen Stromleistung von rund 500.000 Kilowatt zu Buche. Dies entspricht in etwa der Leistung eines großen Kohlekraftwerks. Am zweiten Feiertag normalisiert sich der Strombedarf, da viele Familien einen Ausflug machen oder auswärts Essen gehen.
Ohne Weihnachtsstrom keine Bescherung
Strommehrbedarf für Beleuchtung und Festbraten – woher kommt diese erhebliche Menge an Weihnachtsstrom? In den Kraftwerken sorgt man dafür, dass zusätzliche Kapazitäten hochgefahren und ins Netz eingespeist werden. Zum anderen stehen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit dem europäischen Verbundnetz im wechselseitigen Stromaustausch, was den Bezug von Stromkontingenten zu Spitzenzeiten ermöglicht. In der Energiewelt sind tausende Mitarbeiter besonders gefordert, sie stehen Weihnachten „unter Strom“ und sorgen dafür, dass Millionen Haushalte sicher und störungsfrei mit Weihnachtsstrom beliefert werden. Techniker, Monteure und Ingenieure, die nicht bei ihren Familien feiern, sondern im Netzservice, in den Netzleitstellen und Kraftwerken die Energieversorgung aufrechterhalten und stehen zur Stelle für den Fall der Fälle. Von alldem Aufwand bekommen die Menschen in Festtagsstimmung nichts mit. Für sie ist es völlig selbstverständlich, dass alle Jahre wieder ausreichend Weihnachtsstrom fließt.
Weihnachtsfrieden – eine schöne Geste
In der Energiewirtschaft kennt man zudem den schönen Brauch des „Weihnachtsfriedens“. Während der letzten beiden Kalenderwochen im Jahr herrscht dieser Frieden: Mahnläufe und Inkassogänge werden ausgesetzt, Mahnungen nicht verschickt, und es fährt auch kein Sperrbeauftragter oder Inkasso dienstleister zum Kunden – was ja eine „schöne Bescherung“ für diesen bedeuten würde. In dieser Zeit wird nicht gesperrt und dem Kunden auch keine Sperrung angedroht. Der Weihnachtsfrieden bedeutet also, dass in der Weihnachtszeit auf Maßnahmen verzichtet wird, die für Kunden belastend sein könnten. „Das erleichtert uns die Arbeit und den respektvollen Umgang in der ‚stad‘n Zeit. Ich finde es eine schöne Geste, denn der Weihnachtsfrieden soll einen kleinen Beitrag leisten, dass die Menschen in unserem Versorgungsgebiet ein besinnliches Fest feiern können“, so eine Mitarbeiterin im Kundenservice eines regionalen Energieversorgers.
So möchten die Energieversorger ihren Kunden ein ungetrübtes Weihnachtsfest ermöglichen. Wir finden: Ein wirklich schöne Geste ?.
Stille Nacht, helle Nacht?
„Stille Nacht, helle Nacht“ war ein Plakatmotiv der vormaligen Bayernwerk AG aus den 90ern. Die Sehnsucht der Menschen nach Licht und Wärme in der dunklen Zeit einerseits, andererseits: Der Lichterglanz hat auch seine „Schattenseite(n)“ – helle Beleuchtung fördert den Stromverbrauch und die Lichtverschmutzung.
(Fortsetzung folgt)