Die lange Reise des Lichts vom Nichts des Universums zu unserem Auge. Das Auge als Schwachstelle auf der letzten Wegstrecke – Augenprobleme in der Astronomie und ihre Lösung.
Übersicht
Die klassische Astronomie ist eine beobachtende Astronomie mit dem Auge. Auch der berechnende Astronom Kepler mit Augenproblemen musste auf die braheschen Beobachtungen zurückgreifen. Das Licht legt von den Sternen bis zu unserer Netzhaut einen langen, sehr langen Weg zurück. Den größten Teil dieser Wegstrecke legt das Licht unbeschadet zurück, erst auf der letzten Meile droht ihm Verzerrung durch optische Fehler in Atmosphäre, Teleskop und Auge.
Verzerrungsfaktor 1 – die Atmosphäre
Die Atmosphäre beeinflusst maßgeblich die Qualität der Beobachtung, weswegen Weltraumteleskope außerhalb der Atmosphäre die besten Bedingungen finden. Auf dem Erdboden entscheiden Standorte z. B. in Chile oder Kanaren über die Luftqualität. Der begeisterte Hobbyastronom ist in der Wahl seiner Standorte jedoch eingeschränkt und muss sich abfinden mit:
- Transparenz: Klarheit versus Verschmutzung mit Staub, Feinstaub, Ruß …
- Luftunruhe: ruhige Luft versus Luftwabbern/-flimmern (Seeing)
- Atmosphärische Verzerrung (Dispersion): Lichtbrechung und Farbverschiebung bei tiefstehenden, horizontnahen Objekten
Verzerrungsfaktor 2 – die Optik
Hat das Sternenlicht die Atmosphäre durcheilt, muss sie nun durch unsere lichtsammelnden Teleskope. Jedoch, jede Optik hat ihre Schwachstellen: Farbfehler beim Refraktor, Koma beim Spiegel, Astigmatismus, Achskoma, Aberration …
Verzerrungsfaktor 3 – das Auge
Verzerrungsfaktor drei ist letztlich dann unser Auge. Nach Abermillionen Kilometer Reise muss das Licht nun nur noch läppische Zentimeter von der Hornhaut zur Netzhaut überwinden – weniger als ein Promille vom Promille der Reise. So kleine und doch so entscheidende Zentimeter! Denn Augenprobleme beeinträchtigen den optischen Eindruck des Sternenlichts.
Augenprobleme in der Astronomie
Augenprobleme können den Spechtelgenuss „trüben“. Als allerletzten Weg passiert das Licht zuerst unsere Hornhaut, dann die Linse, und schließlich den Glaskörper bevor es endlich auf die Netzhaut trifft und über den Sehnerv im Gehirn-Sehzentrum zu Bildern wird:
- Die Hornhaut kann verkrümmt sein (Astigmatismus)
- die Linse kann getrübt sein (Star) und unflexibel (Alterssichtigkeit)
- Und der Glaskörper beziehungsweise seine Flüssigkeit, kann ebenfalls getrübt sein durch Schwebstoffe (Mouches Volantes/Floater)
Und schließlich und letztendlich kann unser „Kamera-Chip“, die Netzhaut, auch beschädigt sein. Netzhaut-Schäden durch Verbrennungen, zum Beispiel durch Laser-Licht oder ungeschütztes Schauen in die Sonne. Dazu kommt das Thema Makuladegeneration, das in letzter Zeit immer mehr ins Bewusstsein rückt. Hier sollen Blaulichtanteile von LEDs, PCs und Smartphones nicht ganz unbeteiligt sein.
Astigmatismus / Hornhautverkrümmung
Kurz- und Weitsichtigkeit können ausgeglichen werden über die Feinfokussierung am Okularauszug. Das gilt nicht für die Hornhautverkrümmung, den Astigmatismus. Hier haben Sie folgende Möglichkeiten:
- Beobachten mit Brille
- Dioptrx – Okularaufsätze der Firma TeleVue
- Okularaufsatz vom Optiker
- Beobachten mit hohen Vergrößerungen
- Augentraining
- Augen-OP
Augenmücken / Mouches Volantes / Floater
Die „Fliegenden Mücken“ fallen vor allem bei hellen Hintergründen (weiße Wand, Himmel) auf als Faden oder Flecken. Sie folgen der Blickrichtung, was besonders stört. In der Astronomie stören sie bei hellen Objekten wie Mond und Planeten, auch Sonne. Die Glaskörpertrübung nimmt mit dem Alter zu. Jedoch verlagern sich die Fasern und Flusen um das 40. Lebensjahr herum in Areale des Auges, wo sie nicht mehr so stören. Eine Behandlung ist schwierig, Vorbeugen ist besser z. B. mit konsequentem UV-Schutz (Sonnenbrillen)! In gewissen Fällen kann eine OP angesagt sein, die den Glaskörper und/oder seine Flüssigkeit austauscht.
Der Austausch der Glaskörper-Flüssigkeit ist nicht ganz ohne, es besteht ein nicht unerhebliches Risiko, so dass er nur in seltenen, schweren Fällen Anwendung findet. Funktioniert er aber reibungslos, ist das Auge klarer wie vorher. Ein Astronomiegroßhändler bericht von älteren Kunden, bei denen die Glaskörperflüssigkeit ausgetauscht wurde, dass sie glücklich und begeistert wären, wieder ganz klar und rein beobachten und spechteln zu können.
Letztlich bleibt in Sachen Glaskörpertrübung als Möglichkeit:
- Vorbeugen: UV-Schutz, Stoffwechsel, Ernährung
- Nahrungsergänzung mit ausgewählten Wirkstoffen
- Laserbehandlung
- Vitrektomie
- Gewöhnung / Akzeptanz (z. B. regelmäßiges Gewöhnen am Mond, ggf. Filter)
- Umstieg auf Astrofotografie
Gelbfilter + gelbe Brillen können helfen.
=> besuche unsere Sonderseite zum Thema Fliegende Mücken / Mouches Volantes / Floater!
Astronomie mit bloßem Auge
Das Glück im Augen-blick: Was kann ich mit bloßem Auge sehen?
- Ein Klassiker ist die Andromeda-Galaxie (Link). Tipp: nicht direkt hinsehen, etwas „daneben sehen“ (indirektes Sehen).
- Sternhaufen: Die Plejaden lassen sich gut erkennen – und daran die Augen prüfen: wieviel Plejaden-Sterne erkennen Sie? Auch die Persei-Haufen lassen sich aus dem Augenwinkel gut erahnen.
- Sternenbilder lassen sich als Ganzes erkennen, im Winter der beeindruckende Orion.
Sternenfarben, und somit Sternenklassen lassen sich erkennen: der rötliche Riese Beteigeuze oder der Arktur, der fast mit Mars verwechselt werden kann im Vergleich zu den hellweißen Vega und Sirius. - Das zarte Band der Milchstraße
- Mond -> das Mondrelief (Krater, Meere), die Mondphasen,
- Planeten: Venus, Jupiter, Mars, Saturn, Merkur
- Jahreslauf: Im Laufe des Jahres lässt sich beobachten, wie der kleine Wagen um den Polarstern herumwandert, wie die Sternbilder immer später / immer früher aufgehen, wie die Venus erst in der Abenddämmerung als Abendstern, später in der Morgendämmerung als Morgenstern grüßt.
- Sternschnuppen lassen sich erkennen – lege dich im August auf die Liege auf die Lauer, zähle und staune, manche blitzen kurz, manche zischen grell rein.
- Kometen lassen sich erkennen
- Oder beobachte das Fangenspielen der Planeten: wie ein Planet den anderen überholt, überrundet, oder die Annäherungsversuche von Venus an Jupiter 😉 Spannend ist auch der „Planetenloop“, wenn z. B. der Mars scheinbar eine Schleife dreht.
- Sonne und Sonnenflecken, Sonnenfinsternis, Venustransite – natürlich nur mit Augenschutz! -> AstroSolar-Brille für Sonnenbeobachtung
Astronomie mit bloßem Auge ist eine spannende/entspannende Sache!
Farbsehen, Nachtsehen, indirektes Sehen – allgemein und astronomisch
Astronomie in Farbe?
Nachts sind alle Katzen grau! Auch die Astronomie mit dem Auge ist eine graue Angelegenheit. Um in Dunkel sehen zu können, schaltet das Auge auf Nachtmodus. Schwarz-weiß-Filme sind/waren ebenso lichtempfindlicher als Farbfilme.
Manche Objekte sind aber so hell, dass man mit bloßem Auge Farbe erkennen kann:
- Sterne: rot, weiß
- Planeten: Jupiter gelblich, Venus weiß, Mars rot
- Mondfinsternis: roter Blutmond
Im Teleskop:
- Kometen (grünlich)
- Planeten: Uranus türkis, Bänder des Jupiters + Großer Roter Fleck (GRF)
- mit großen Öffnungen wird es schon möglich, auch im Orion-Nebel schon leichte Farbe zu erkennen.
- mit geübtem Auge und guten Teleskopen lassen sich auch die Jupitermonde farblich unterscheiden
[…] Sonnenfleck ist/war 3 x so groß wie die Erde! und konnte schon mit bloßem Auge gesehen werden – natürlich nur mit Augenschutz! -> AstroSolar Brille für […]