„Der Gitarrist stimmt immer – die Gitarre nie!“
… ein alter, Grundsatz, der leider immer „stimmt“ 😀
Bei der Gitarre kommt man um regelmäßiges Stimmen nicht umhin. Stimmen jedoch ist lästig und gerade auch für Anfänger und ungeübtere Spieler nicht ganz einfach, das stimmt. Was kann ich tun, wie stimme ich am besten die Gitarre richtig? Schon bald stellt sich die Frage, wie stimme ich am besten?
Übersicht
Stimmgerät oder Stimmgabel?
Von elektronischen, digitalen Stimmhilfen wie Apps oder Onlinestimmgeräten abgesehen (die ich nicht empfehle), stellt sich den meisten Gitarrenspielern bald die Frage, nehme ich ein Stimmgerät oder die Stimmgabel?
Ein Stimmgerät ist gerade am Anfang recht hilfreich, wenn man noch ungeübt ist, sowohl am Instrument und auch gehörtechnisch. Ist man aber schon etwas fortgeschritten und hat ein besseres Gefühl für das Instrument, sollte man auf die Stimmgabel umsteigen, denn:
„Manuelles“ Stimmen bietet viele Vorteile:
Gehörbildung und Gehörtraining
Die Stimmgabel hat viele Vorteile:
- schult das Gehör (Gehörbildung)
- fördert das Gefühl fürs Instrument
- ist klein, passt überall rein
- preiswert und günstig
Mit einem Stimmgerät fürs Grobe kannst Du nie so genau und feinfühlig einstimmen wie mit der Stimmgabel und dem Gehör: bis auf feinste Nuancen genau. Und da die Gitarre übers ganze Stimmbrett hinweg einigermaßen stimmen muss, bekommst Du beim Abstimmen auch ein gutes Gefühl fürs Instrument. Intervalle, Obertöne, feinste Schwingungen und Tonhöhen werden gehört und trainiert.
Ich empfehle eine Stimmgabel im Standard-Kammerton 440 Hz und einer Länge von 12 cm oder 10, 5 cm:
... dabei das Gehör trainieren und Gefühl fürs Instrument bekommen!
Tipp:
Für alte Musik kannst Du auch tiefer auf A = 432 Hz stimmen! Das hört sich gut an und war in früheren Zeit die übliche Stimmung. Und so klingt Bachs berühmtes Präludium in d-moll auf der Gitarre in dieser „alten“ Stimmung, hier in 434 Hz:
… und so geht’s mit der Stimmgabel
„Ein Anfänger der Gitarre habe Eifer“ – das gilt auch fürs Stimmen. Und so funktioniert das Stimmen mit der Stimmgabel:
A-Saite stimmen: Stimmgabel anschlagen und auf dem Steg absetzen, A-Saite anschlagen mit künstlichem Flageolett (Glockenton) am 5. Bund: Horchen und solange an der A-Saite drehen, bis die Schwingungen gleich schwingen / übereinstimmen.
E-Saite stimmen: Ist die A-Saite gestimmt, folgt die E-Saite: Künstliches Flageolett am 5. Bund der E-Saite anschlagen und mit künstlichem Flageolett der A-Saite am 7. Bund abgleichen – nachjustieren. Solange wiederholen und abgleichen, bis die Schwingungen gleich überlagern. Abweichungen sind deutlich hörbar!
d-Saite stimmen: nach ähnlichem Muster stimmen wir die d-Saite auf die A-Saite ab: Künstliches Flageolett A-Saite 5. Bund mit Flageolett d-Saite 7. Bund abgleichen.
… die g-Saite stimmen wir mit Flageolett im 7. Bund mit dem Flageolett im 5. Bund der d-Saite ab.
… die h-Saite weicht vom Schema ab: wir gleichen die leer angeschlagene h-Saite mit dem Flageolett der E-Saite überm 7. Bund ab!
… und die e-Saite gleichen wir leer angeschlagen mit dem Flageolett auf der A-Saite überm 7. Bund ab.
(Hinweis: Stimmen wir die E-Saite auf D runter, dann stimmen wir sie mit Flageolett E-Saite 7. Bund mit Flageolett A-Saite 5. Bund ab).
„Gegenrechnung“:
- die E-Saite im 5. Bund gegriffen klingt wie die leere A-Saite
- die A-Saite im 5. Bund gegriffen klingt wie die leere d-Saite
- die d-Saite im 5. Bund gegriffen klingt wie die leere g-Saite
- die g-Saite im 4. Bund gegriffen klingt wie die leere h-Saite
- die h-Saite im 5. Bund gegriffen klingt wie die leere e-Saite
- die leeren E- und e-Saiten klingen oktavrein
… die Grundstimmung passt nun mal schon 😎
Das Problem der Gitarren-Intonation
Eine Gitarre stimmt nie ganz perfekt. Das liegt an der temperierten Stimmung, das liegt daran, dass man die Saiten runterdrückt, das liegt daran, dass Gitarren oft nicht ganz bundrein sind, etc. … Daher muss man übers ganze Griffbrett einigermaßen akzeptabel durchstimmen.
Nun, da die Grundstimmung stimmt, machen wir uns an die Feinarbeit – hier greife ich Oktaven und gleiche Töne übers ganze Griffbrett ab:
- gegriffenes a auf der e-Saite 5. Bund mit gegriffenem a auf der d-Saite 7. Bund
- gegriffenes e auf der h-Saite 5. Bund mit gegriffenem e auf der A-Saite 7. Bund
- gegriffenes a auf der g-Saite 2. Bund mit leerer A-Saite
- gegriffenes e auf der g-Saite 9. Bund mit leerer e-Saite und gegriffenem e im 12. Bund der e-Saite
- gegriffenes g im 10. Bund der A-Saite mit leerer g-Saite
- gegriffenes h im 9. Bund der d-Saite mit leerer h-Saite
Doch lieber Stimmgerät?
Wie gesagt, gerade am Anfang ist ein Stimmgerät schon sehr hilfreich, einfach schnell durchstimmen. Ich empfehle aber hochwertige Stimmgeräte! Selber habe ich gute Erfahrungen gemacht mit hochwertiges Korg-Stimmgeräten, die man am Gitarenkopf anklemmt oder mit einem separaten Kontaktmikrofon, das man an den Hals oder Kopf clipt/klemmt: So ist die Schallübertragung genauer und das Stimmen präziser!
Achtung, Anekdote – die „Stimmpfeife“
Tja, angefangen hatte ich damals in den 80ern tatsächlich noch mit einer Stimmpfeife! Ja, sowas gibt’s, und auch heute noch! Habe sowas aber schon lange nicht mehr gesehen, aber vielleicht ist das ja eine hilfreiche Lösung für den einen oder anderen?
Ich bevorzuge ein Stimmgerät – das geht einfach am schnellsten und ist sehr praktisch. Ich habe mich jedoch noch nicht mit dem Stimmen mit einer Stimmgabel befasst, vielleicht sollte ich mir eine zulegen und das mal ausprobieren.
Hallo Melanie,
du kannst dich ja mal langsam rantasten: mit dem Stimmgerät grob vorstimmen, mit der Stimmgabel fein abstimmen!
Viel Spaß und Erfolg 🙂
Ich habe früher auch nur mit einem Stimmgerät gestimmt, aber mittlerweile kann ich mit Stimmgabel und Gehör einiges rausholen 🙂
Liebe Grüße
Luzia
Mehner meint: „Stimmgerät ade, des is schee“ 🙂 Toller Erfolg und weiter so!