Dobsons wären eigentlich hervorragende Fotomaschinen – weil sie lichtstark sind. Das bedeutet, Belichtungszeiten von Sekunden anstelle von Minuten oder Stunden. Generell sagt man, dass Dobsons jedoch nicht fototauglich wären. Aber stimmt das so wirklich?
Übersicht
Dobson-Fotografie – was ist manuell möglich?
Der klassische Dobson hat keinen Motor, die Nachführung erfolgt per Hand am Knauf oder schubsen/stupsen mit dem Gesicht am Okular. Denkbar schlechte Voraussetzungen für Astrofotografie?
Astrofotografie mit manuellem Dobson geht bei:
Planeten!
Planeten sind relativ hell, benötigen daher wenig Belichtungszeit und somit keine Nachführung. Daher sind Planeten ideale Objekt für die Planetenfotografie mit dem Dobson:
- Mond geht bestens
- Jupiter auch sehr gut
- Saturn geht gerade noch und manchmal Venus
Mond geht mit der Spiegelreflex, Jupiter auch noch. Saturn, Mars und Jupiter gehen besser mit Webcam/Planetencam. Mit dieser Methode kommt auch das Prinzip des typischen Dobson-Schubsens prima zum Tragen: Während die Planetencam filmt, schubst oder führt man den Dob mit der Hand nach, die Software filtert hinterher automatisch die besten und schärfsten Aufnahmen heraus.
Deep Sky-Objekte
Die lichtschwachen Deep-Sky-Objekte benötigen längere Belichtungszeiten – nicht gut für die Dobson-Fotografie! Ein bisschen was geht hier auch. Mit einem lichtstarken Dob kann man rel. helle Objekte mit kurzen und kürzesten Belichtungszeiten erwischen und dann ein paar Dutzend Aufnahmen stacken:
- Orion-Nebel – mehrere super kurz belichtete Aufnahmen mit hoher ISO stacken
- Plejaden – ebenso
- Andromeda – ebenso
- Polarstern! Denn klar, der steht ja fix, ist zwangsweise „eingenordet“ und braucht keine Nachführung 😉
Sonne
Natürlich geht auch die Sonnenfotografie mit dem Dobson – doch, Achtung, nie ohne Sonnenfilter!! Es gibt eine visuelle Filterfolie, die blockiert 99,999 % Prozent des Sonnenlichts. Für die Fotografie etw. ungünstig, da die Belichtungszeit länger wird. Dafür gibt es eine spezielle Filterfolie für die Sonnenfotografie , die etwas heller ist für kürzere Belichtungen. Doch Achtung: die Sonnenfilterfolie für die Fotografie ist nicht für die Augenbeobachtung geeignet! Geht man verantwortungs- und sicherheitsbewusst um, macht Sonnenfotografie auch am Dobson Spaß – und die Sonne ist ja auch insgesamt ein lohnenswertes Objekt 😎
Setup
Die Fotos entstanden mit dieser Ausrüstung:
- Dobson: SkyWatcher FlexTube 12″ mit Astrozap-Streulichtschutz
- Kamera: Canon EOS 60D, unmodifiziert mit T2-Ring – Astrofotografie kann damit so einfach sein 😉
- Brennweitenverlängerung: Baader Barlow 2,25-fach, lässt sich prima an den T2-Ring anschließen und ist super für Planetenfotografie geeignet!
- Bildbearbeitung: Wir verwenden die Adobe Creative Cloud Fotografie (Photoshop CC + Lightroom)
- Beleuchtung: Rot/weiße-LED-Kopflampe – Hände frei!
- Auffinden: Laser/LED-Leuchtpunkt-Sucher
- Verwacklungsfrei: Canon RS-60 E3 Kabelfernauslöser
- Tipps & Anregungen: Stefan Seip: Himmelsfotografie mit der digitalen Spiegelreflexkamera
Manuelle Nachführung
Da bräuchte man schon eine ganz ruhige Hand! Und eine gute frickelfreie Friktion.
Über Leitrohr mit Fadenkreuzokular ist theoretisch eine manuelle Langzeitaufnahme möglich, vorausgesetzt man hat feinfühlig dosierbare Höhenläger und Gleitlager und sehr ruhige Hände. Besser wäre eine indirekte Verstellung über Zugseile oder Rändelschrauben. Hierzu müsste man sich eine Umlenkung bauen, die die Unruhe der Hand dämpft und ihre Kraft nicht direkt auf den Dob überträgt.
Dobson-Astrofotografie mit EQ-Plattformen
Die klassische EQ-Plattform
Die klassische EQ-Plattform ist gemacht, um das visuelle Spechteln zu erleichtern, damit man nicht ständig nachschubsen muss. Gerade bei höheren Vergrößerungen sehr angenehm. Die Nachführungsgenauigkeit reicht nicht für langbelichtete Aufnahmen aus. Astrofotografie mit der EQ-Plattform bietet sich für Planeten an und für helle, kurzbelichtete Deep-Skyobjekte. Je nach Plattform, Genauigkeit der Einstellung und Motoren, sind verschiedene Aufnahmen möglich:
- Planetenaufnahmen mit Planetencams: Videos mit ca. 3–5 min. Länge ergeben eine gute Ausbeute stackfähiger Frames. Der Planet kann hierbei unproblematisch etw. durchs Gesichtsfeld wandern.
- Sternfelder mit DSLR: Geringe Brennweite ca. 1–2 min. Ab circa 1.800 mm Brennweite 1 bis max. 3 sec.
Zweiachsige EQ-Plattformen
Eine zweiachsige EQ-Plattform erreicht eine hohe Nachführgenauigkeit. Hier hat sich die US-Firma www.equatorialplatforms.com einen Namen gemacht. Selbst ein Autoguider-Anschluss ist vorhanden und ein Einnordungsset, dazu optional ein Räderset für bessere Transportabilität.
Diese Fotos hier wurden mit 10-28 sec. Belichtungszeit mit 22″- und 24″-Dobsons erstellt und Brennweiten von um die 2 Meter.
SkyWatcher GoTo-Rockerbox
SkyWatcher liefert auf Wunsch seine Dobsons motorisiert aus. Die Nachführung erfolgt Azimutal und ist visuell ausgelegt. Es gilt das gleiche wie für die EQ-Plattform: Planeten sind möglich und helle Deep-Sky-Objekte mit vielen, kurz belichteten gestackten Aufnahmen. Theoretisch könnte man die Rockerbox winkelig unterlegt zum Polarstern ausrichten und mittels Leitrohr und Fadenkreuzokular manuell guiden über die mitgelieferte Fernbedienung.
Die Alternative: Hufeisenmontierungen
Eine andere Art, ein großes und lichtstarkes Newtonteleskop fotografietauglich aufzuhängen und das breitengradunabhängig. Ideal für Astrofotografie mit üblichen großen Dob-Newtons!
NGT
Die Firma JMI bietet Newtons in ihrer NGT-Serie mit equatorialer Hufeisenaufhängung an. So z. B. den NGT 12.5. Wie wir es von klassischen, parallaktischen Montierungen gewohnt sind, gibt es verschiedene Nachführgeschwindigkeiten, einen Autoguider-Anschluss und eine An-Bord-Einnordungslösung. Die ideale Fotomaschine. Das ganze hat allerdings seinen Preis. Mehr Infos auf Deutsch dazu: www.intercon-spacetec.com/teleskope/ngt.html
SkyWatcher EQ DOB
SkyWatcher plante ebenso eine Dob-Plattform in Hufeisenaufhängung. Die Bezeichnung „EQ-DOB“ wäre daher nicht ganz korrekt. Das Produkt wurde 2014 auf der Photokina vorgestellt und im SkyWatcher-Kalender 2015 verewigt, doch dann die weitere Entwicklung urplötzlich eingestellt! Sehr schade, denn das Produkt klang doch recht verheißungsvoll: Alle SkyWatcher-Newtons/Dobson-Tuben hätten gepasst, explizit für Astrofotografie gedacht, hohe Nachführgenauigkeit, dazu breitengradunabhängig. Es gab jedoch Stimmen, die das Produkt selbst in Augenschein nehmen konnten und das Ganze als recht wackelig beurteilten.
Zwitterlösung
Da ist eine Lösung: Orion hat Dobsons im Sortiment, die sowohl in der Rockerbox, als auch auf der Montierung eine gute Figur machen und von vornherein mit Rockerbox und Rohrschellen geliefert werden.
=> Ähnlich wie der Dobson, gilt auch der Achromat/Refraktort als wenig bis gar nicht fotografietauglich. Doch ähnlich dem Dobson geht auch hier einiges: Fotografie mit dem Fraunhofer
Unser Tipp!
Astrofotografie mit der DSLR prima erklärt vom Profi Stefan Seip! Unser Lieblingsbuch, damit haben wir angefangen, *seufz*, Erinnerungen werden wach 😀
„Es gibt eine visuelle Filterfolie, die lässt nur 99,99 % Prozent des Sonnenlichts durch.“ – Aua!
Stimmt, aua das geht ins Auge! Genau anders herum ist es, 99,999 % des Sonnenlichts gehen natürlich eben nicht durch.
Danke für den Hinweis – „im Eifer des Gefechts“ … 😉
Hi und vielen Dank für den Artikel! Hat mir wieder etwas Mut gemacht…
Ich habe mir ein Dobson gekauft (Skywatcher Skyliner-150P mit 1200mm Brennweite). Ursprünglich wollte ich auch nur gucken, aber irgendwann kam der Wunsch nach Astrofotografie auf. Also habe ich mir einen T2-Adapter für’s Teleskop und die DSLR besorgt. Damit hat gar nichts funktioniert – habe nur eine extrem unscharfe Abbildung des Fangspiegels gesehen. Danach habe ich mir noch einen Telekonverter besorgt, leider auch keine Abbildung in der Kamera. Ich dachte „Dann halt keine Fokalprojektion“ und habe mir einen Adapter für Okularprojektion besorgt. Zu meiner großen Enttäuschung habe ich selbst damit keine scharfe Abbildung in der Kamera hinbekommen.
Ich hab‘ keine Idee mehr, an welchem Punkt ich noch justieren könnte – hast Du per Ferndiagnose eine Idee? Immerhin scheinst Du es ja geschafft zu haben.
Danke und viele Grüße,
Bernd